Logbuch der Lendermannen – Neu-Freystadt
Es wurde, wie vorhergesehen, eine wirklich einträgliche Fahrt. Harald Andarson versuchte, in der eingestürzten Silbermine der Stadt einen Schatz zu finden, blieb aber erfolglos bei seiner Suche und verkaufte daher lieber mit Ahasver zusammen Unmengen von Schnaps an die reichen Südländer. Askja Fengursdottir, die natürlich die nordischen Götter auf ihrer Seite hatte, gewann Kupfer und Silber beim Spiel und der Hetman Leif-Erik verbrachte ganze Nächte im Badehaus, bis seine Haut schrumpelig war wie ein alter Apfel.
Lästig waren in dieser Stadt seltsame große Fliegen, die sich an der Kleidung festbissen und die Nordmänner dazu brachten, sich unentwegt am Arsch zu kratzen. Dieses Ungeziefer wurden sie nur mit Mühe wieder los.
Wirklich zu denken gab Ihnen aber der schnelle Alterungsprozess von einigen anderen Nordleuten, die ebenfalls dem Roten Stier gefolgt waren und Hjassir machte als Ursache für dieses plötzliche Altern den Fluch einer Hexe, die als ‚Dorfälteste‛ in Neu-Freystadt ihr Unwesen trieb, aus. „Erschlagt sie. Dann wird der Fluch mit ihr sterben“, befahl er den Männern.
Leif-Erik Holm, der zu dieser Zeit schon wieder im Badehaus lag und von all dem nichts wusste, rief dem vorübergehenden Ahasver zu, er solle ihm doch einen Krug Met holen, er habe Durst. Dieser tappte auch gleich davon, um dem durstigen Hetman seinen Wunsch zu erfüllen und kam auf dem Weg in das Lager der Nordleute an der Taverne vorbei, aus der gerade die Hexe mit ihrem Sohn trat. Da er in der einen Hand aber seinen Schnapskrug und in der anderen die Becher trug, bat er die Hexe, Krug und Becher kurz zu halten, er habe etwas zu erledigen. Als diese Krug und Becher in den Händen hielt und er somit beide Hände frei hatte, zog er seinen Sax und schlug ihr den Kopf ab. Im Fallen nahm er ihr aber rasch wieder Krug und Becher aus der Hand, damit nichts von dem edlen Schnaps verloren ging. Da der Sohn der ‚Dorfältesten‛ bei diesem Anblick mit einem quiekenden Schrei „Muuuuttteer!“ in Ohnmacht fiel und damit einem weiteren Schlag von Ahasvers Sax entging, bewegte sich dieser gemächlichen Schrittes zurück ins Lager, um seinem Hetman Met zu holen.
Als er den Krug gefunden hatte und zurück in die Stadt gehen wollte, sah er aber, dass sich eine große Menge aufgebrachter bewaffneter Städter vor dem Stadttor sammelten, um das Lager der Nordleute anzugreifen. Ahasver und fünf oder sechs weitere Nordleute, die noch im Lager waren, griffen nach ihren Schwertern und Äxten, schrien laut „Schildwall“ und rückten, mit den Waffen auf ihre Schilde schlagend, auf die Stadtleute vor. Es entstand ein großes Gedränge, da die Stadtmenschen bei diesem Anblick panisch durch das Stadttor zurück in die Stadt flüchten wollten.
Es kam nicht zum Kampf, da sich die Nordleute vor Lachen über die Schilde bogen und die Städter davonliefen., um sich irgendwelchen Piraten zu widmen. Ahasver aber wurde zu seiner Erheiterung, weil er die Hexe erschlagen hatte, mit der Zusicherung von freiem Geleit, vor den Rat der Stadt zitiert. Als er dem Rat aber anbot, noch eine weitere Hexe zu erschlagen, diesmal aber nur gegen Bezahlung, falls denn noch eine in der Stadt sei, zogen sich die Ratsmitglieder zur Beratung zurück. Sie beraten wahrscheinlich noch immer darüber, ob die Dorfälteste nun eine Hexe war oder nicht. Bei ihrer Abreise versicherten die Nordleute den Menschen aus Neu-Freystadt, sie würden gerne im nächsten Jahr wieder kommen, um ihnen für Kupfer und Silbermünzen weitere Probleme beim Aufbau ihrer Stadt vom Hals zu schaffen.